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Alles und Nichts

Sie macht das erste Mal die Augen auf und schaut auf ihr Handy: 05:25. Irgendwie sie weiß nicht so recht was sie denken soll, zum einen ist es ihr zu früh und sie will noch ein bisschen weiter schlafen. Zum anderen freut sie sich aber auch, wieder so früh aufzuwachen, schließlich war diese Uhrzeit vor ihrer Krankheitsphase schon fast normal. Vor etwas mehr als einer Woche hatte sie sich irgendetwas eingefangen, wodurch sie immer wieder ausgeknockt wurde. Durch das frühe Aufwachen zeigt ihr Körper ihr jetzt aber, dass er sich erholt hat. Dennoch überwiegt eindeutig das „zu früh“, schließlich müsste sie ja auch irgendetwas machen, wenn sie nun aufstehen würde.

Eine halbe Stunde später ist es dann aber doch nichtmehr möglich im Bett zu bleiben. Sie beschließt also endgültig aufzuwachen und nicht weiter im undefinierbaren Dämmerschlaf zu bleiben. Nach ein paar weiteren Minuten im Bett die sie mit hin und her überlegen, Musik und ihrem Handy verbringt, steht sie schließlich wirklich auf und macht als erstes warmes Wasser. Zum Frühstück gibt es heute nochmal einen Tee – Pulver Kaffee will sie ihrem Magen dann doch noch nicht zutrauen-, und Sorghum Porridge mit Ananas Geschmack. Gestern waren Emma und sie sehr abenteuerlustig im kleinen Supermarkt unterwegs und beschlossen mal etwas auszuprobieren. Immerhin gab es beim Porridge die wahrscheinlich größte Auswahl des Ortes, als Basis waren Sorghum und Maismehl vertreten während die Geschmacksrichtungen über Original, Banane, Vanille, Erdbeere bis hin zu Ananas reichten.

Von da an heißt es für sie dann also Fegen, Aufräumen, Organisieren und anschließend ziehen Emma und sie noch los um Wasser zu holen. Der Wasseranschluss im Nebengebäude hat vor ein paar Tagen angefangen nur noch zu tropfen, daher müssen sie jetzt erstmal 200 Meter weiter um ihr Wasser zu holen. Dies ist Theoretisch kein Problem, dennoch war es auch vorher schon immer ein mittelgroßer Aufwand Wasser zu holen. Jetzt ist die Strecke einfach noch länger, der Boden unregelmäßiger und der Wassereimer wird natürlich immer noch mit jedem Schritt schwerer und schwerer. Die zwei wären aber nicht sie selbst wenn sie das nicht auch schaffen würden.

Für sie bedeutet dies dann nun erstmal alles Geplante zur Seite legen und zu Waschen, erst sich selbst, dann ihre Wäsche. Da sie in den letzten Tagen nur wenig Wasser hatten, musste sie dies teilweise verschieben bzw. minimieren, Trinkwasser ist dann doch wichtiger. Zwischendurch macht sie allerdings auch noch schnell ein paar Änderungen an der Website des Waisenhauses und schickt die ersten Spendenanfragen raus. Während sie also viel später als nötig, dafür aber mit guter Musik und gut gelaunt das frisch angelegte Beet gießt, beschließt sie sich gleich nach draußen zu setzen und dort ein paar Punkte ihrer ToDo-List zu erledigen. Sie nimmt ihren Laptop, etwas zu Trinken und ihre Notizbücher mit auf den kleinen Vorsprung vor ihrer Tür und fängt an zu schreiben…


Es ist nun tatsächlich schon eine Weile her, seit ich mich bei euch gemeldet hatte, allerdings bin ich ja nun in Afrika und hier tickt die Zeit anders. Zusätzlich lag ich in der letzten Woche immer mal flach und so ganz genau wusste ich auch nicht was ich euch berichten soll. Passiert ist natürlich wieder unglaublich viel, viel mehr als ich jemals in einen Eintrag quetschen könnte…

Ich beginne nun einmal bei dem wie es hier alles weitergeht, ganz nach dem Motto: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“:

Wir haben seit Anfang Oktober einen ziemlichen Schub bezüglich allem hier gemacht. Also zunächst einmal hatten wir eine Besprechung mit unseren Ansprechpersonen woraufhin wir anfingen einen Wochenplan auszuarbeiten. Dieser Plan beinhaltet nun verschiedene Kursangebote für die Kinder sowie „Administrative Work“ am Vormittag. Die Umsetzung läuft momentan langsam an wobei es teilweise noch schwer ist etwas durchzusetzen oder alle pünktlich zusammen zu haben. Dennoch ist der Großteil nun schon gestartet und am Wochenende konnte ich meine zwei Sportkurse das erste Mal anbieten. So begann dann also am Samstagvormittag mit knapp 2 Stunden Verspätung das Power Training und anschließend starteten wir noch in einen kleinen Lauf. Der gemeinsame Sport hat auch mir persönlich einen ziemlichen Motivationsschub gegeben, das erste Mal seit zwei Wochen hat etwas so wirklich geklappt. Also klar, auch vorher haben schon Dinge geklappt, ich habe ja beispielsweise mit dem Deutschunterricht angefangen und auch die Website wurde veröffentlicht; allerdings war dies jetzt in gewisser Weise ein richtiger Startschuss. Ich hoffe nun nur noch, dass das ganze weiter am Laufen bleibt und dass die Kinder mich nicht zu sehr wegen ihres Muskelkaters hassen.

Auch das Wochenende davor waren wir recht produktiv. Wir starteten den zweiten Anlauf zu einer Schnitzeljagt bei der die Kinder verschiedene Stationen durchlaufen mussten um anschließend einen Süßigkeiten-Schatz zu finden. Der zweite Anlauf daher, da ich es in meiner Anfangszeit auch schon einmal versucht hatte, allerdings bin ich dort am Zusammenbekommen der Kinder gescheitert… Wenn ihr auf die facebook Seite von World-Horizon Afrika schaut, könnt ihr dort ein Video von einer der Challenges schauen, dies sollte spätestens in den nächsten Tagen hochgeladen werden. Auch insgesamt lohnt es sich bei der Seite mal vorbeizuschauen, regelmäßig werden dort Beiträge von uns oder den Freiwilligen aus Süd Afrika hochgeladen, man bekommt also einen kurzen Einblick und Eindruck was so passiert.

Am folgenden Tag und für Emma und mich vermutlich erstmal der letzte freie Sonntag, besuchten wir die zwei anderen Freiwilligen in Morija. Emma und ich hatten beschlossen dort auf einen Ausritt zu gehen, ein Bekannter, der Freiwilligen dort, bietet diese an. Wir waren dann also ungefähr eine Stunde auf dem Rücken von Fanta und Tina unterwegs, tankten Kraft und genossen die Abwechslung. Ich merkte unglaublich, wie sehr es mir gefehlt hatte, ungefähr 10 Jahre lang war ein Nachmittag meiner Woche für den Stall reserviert, wobei ich Anfang dieses Jahres aufgrund vom Abistress aufgehört hatte. Wenn man einmal begonnen hat das Gefühl zu lieben, wird man diese Liebe nie wieder los. So sind Emma und ich also eine Stunde durch den Wald von Morija gelaufen, getrabt und schließlich auch galoppiert, wobei dies uns zwei Ex-Reiter in den siebten Himmel katapultiert hat.

Zur allgemeinen Situation hier kann ich sagen dass es schon richtig „heimelig“ geworden ist. Emma und ich haben in der letzten Zeit unsere Räume nochmal ein bisschen umgestellt und dekoriert wodurch der lange Flur, der unser Aufenthaltsbereich und Küche ist, nicht mehr so leer ist. Insgesamt kann ich auch wirklich sagen, dass ich ziemlich froh bin, sie hier zu haben. Klar, am Anfang wusste ich nicht ganz genau wie es werden wird, hatte Bedenken da wir ja ein ganzes Jahr zusammen verbringen werden und ich sie vorher nicht kannte. Aber schon jetzt kann ich sagen, dass ich sie wahnsinnig lieb gewonnen habe, ohne sie wäre ich in manchen Situationen auch wirklich schon aufgeschmissen gewesen. Meinerseits kann ich sagen, dass sie für mich nach schon einem Monat zu einer guten Freundin geworden ist. Ich danke dir Emma!

Für heute war das jetzt wieder mal genug, ich konnte nicht mal ansatzweise alles beschreiben was hier so abläuft und abgeht, das ist ja aber auch normal. Ich will euch ja nur einen kleinen Eindruck geben und nicht alles haar genau und durchgekaut berichten.

Have a nice day! Selina




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