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"Fragen, die jeder stellt"

  • selinameetslesotho
  • 10. Jan. 2018
  • 8 Min. Lesezeit

Da ich gemerkt habe, dass sich ein paar der mir gestellten Fragen immer wieder wiederholen, habe ich mir vorgenommen ein paar davon einmal ausführlich und genauer zu beantworten. Schließlich hat man dann doch nicht immer Zeit und Muße um die Dinge weit auszuholen, ich denke das könnt ihr verstehen. Bei diesen Fragen weiß ich nun, dass ein gewisses Interesse daran besteht, vielleicht lohnt es sich dann also sie einmal zu beantworten. Solltet ihr noch Interesse an weiteren Punkten haben, so könnt ihr mich gerne direkt nochmal anschreiben. Alternativ könnt ihr mir auch gerne noch ein paar Fragen schicken, die ich dann evtl. bald noch einmal in einen Antwort-Post packen kann.

Hier geht es dann also los:

Wann kommst du denn zurück?

Dieses Jahr im August. Ich bin am 22.08.17 abgereist und bleibe ziemlich genau ein Jahr auch wenn mein Rückflug noch nicht exakt gebucht ist. Ich habe also noch fast 8 Monate vor mir.

Wie ist das Wetter in Lesotho?

Hier sind die Jahreszeiten genau umgedreht im Vergleich zur nördlichen Erdhalbkugel. Dementsprechend ist hier gerade Hochsommer, welcher meist von relativ hohen Temperaturen begleitet wird. Das Wetter an sich ist dieses Jahr allerdings recht unbeständig, so hatten wir schon viele schnelle Wechsel zwischen Sonne, Regen und auch teilweise Hagel. Es ist nicht das „Afrika“ an das man denkt wenn man „Afrika“ hört. Meist denkt man erstmal an Wüste oder Savanne mit riesiger Trockenheit, wobei Afrika ja noch so viel mehr ist. Afrika deckt mit seinen 30,2 Millionen km2 (drei Mal mehr als Europa) ein riesiges Gebiet und somit auch viele verschiedene Klimazonen ab. Mit Trockenheit und Dürre müssen die Basotho teilweise auch kämpfen, glücklicherweise jedoch nicht so stark wie in Äquatornähe.

Was habt ihr da so für Tiere?

Wirklich Exotisches gibt es hier in Lesotho nur wenig. Um die „Big Five“ zu sehen, muss man also definitiv nach Südafrika reisen. Tagtäglich begegnet man hier eigentlich eher Eseln, Kühen, Pferden, Schweinen, Schafen, Hunden und Katzen. Zusätzlich gibt es da dann noch verschiedene Vögel, Insekten und auch ein paar Fledermäuse habe ich schon gesichtet. Beim regelmäßigen Kuhglocken-geläute oder Froschquaken fühlt man sich dann anfangs erstmal wie in den Alpen oder an einem kleinen, heimischen Froschteich. Wer aus dem Urlaub mit sehr eindrucksvollen Tierfotos zurückkommen will, sollte also lieber ein anderes Reiseziel wählen.

Basotho, Sesotho und Lesotho; mit was für Begriffen wirfst du um dich?

Lesotho ist das kleine Land in mitten von Südafrika, in dem ich mich auch momentan befinde. Die Menschen, die hier leben nennen sich Basotho (Einzahl: Mosotho) und sprechen Sesotho. Die Begriffe können anfangs verwirrend sein, man gewöhnt sich allerdings recht schnell daran.

Wohnt ihr da alle in Lehmhütten?

Nein, tun wir nicht;) Hier in Lesotho ist der Großteil der Häuser aus Steinen gemauert, so auch unseres. Die Gebäude sehen natürlich anders aus als die in Deutschland & Co., dennoch sind sie gemauert und bieten so recht guten Schutz vor Wind und Wetter. Emma und ich wohnen in einem Haus auf dem Gelände des Waisenhauses, in dem jede von uns ein eigenes Zimmer hat. Zusätzlich haben wir noch einen langen Flur/Aufenthaltsraum/Küche/Wohnzimmer/Arbeitszimmer, in dem wir uns recht viel aufhalten.

Sind die Leute da christlich? Oder wie sieht es im Allgemeinen mit Religion aus?

In Lesotho sind 90% der Menschen Christlich. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Missionare nach Lesotho und brachten die christliche Glaubensrichtung mit. Man merkt die Religion auch deutlich mehr als in Deutschland oder anderen europäischen Ländern. Auf der Straße trifft man viele Leute, die einen Rosenkranz oder auch ein einfaches Kreuz um den Hals tragen. Die Kinder und Menschen hier im Waisenhaus gehen 2-3 Mal wöchentlich in die Kirche, wobei ich relativ sicher bin, dass dies auch die Allgemeinheit tut, dennoch haben die Waisenhaus-führenden Nonnen sicherlich einen Einfluss darauf. Die Nonnen, gehören zum Orden „Handsmaids of Christ the Priest“, der von Andrew Blais gegründet wurde (daher auch der Name;)) Ganz allgemein kann ich kein wirklich neutrales Bild geben, ich weiß, dass unsere Kinder täglich beten und singen, ob dies der Regelfall ist, weiß ich allerdings nicht. Insgesamt ist das Christentum hier jedenfalls sehr verbreitet. Eine der ersten Fragen die mir hier gestellt wurde, war, ob ich gläubig bin oder nicht. Als ich dies mit einem (unsicheren) „Nein“ beantwortet habe, hatten die Leute zwar etwas Verständnis dafür, wobei ich trotzdem auch seltsam angeschaut wurde. Mit einem der Kinder hatte ich über seinen Glauben auch schon ein kurzes Gespräch, so kenne ich mich jetzt wieder etwas mehr mit der Schöpfungsgeschichte der Bibel und der hier vertretenen Ansicht von Himmel und Hölle nach dem Tod aus.

Wie wird da denn Silvester und Weihnachten gefeiert? Und wird es überhaupt gefeiert?

Ja, wird es und zwar beides. Da ich nicht wirklich allgemein sprechen kann, erzähle ich nun einfach mal von unseren „Festtagen“.

Wir waren kurz vor Weihnachten vom Urlaub zurückgekommen und verbrachten dieses daher hier. In Lesotho wird, wie in den meisten Ländern, Weihnachten am 25. Dezember gefeiert, so hatten wir dann einen Tag vorher die Möglichkeit unser eigenes, kleines Weihnachten zu feiern. Wir sind den Tag, aufgrund von Schlafmangel, ruhig angegangen und haben ihn auch nicht besonders aufregend gestaltet. Dennoch hatten wir auch schon länger geplant, etwas Besonderes zu Kochen, so standen dann am Abend (nach Topf-Plätzchen) selbstgemache Maultaschen mit Karottensalat auf dem Tisch. Wir ließen den Tag anschließend noch mit einem Film und improvisiertem Punsch ausklingen.

Am folgenden Tag, dem Lesotho-Weihnachten, verbrachten wir dann einige Zeit mit den Kindern. Wir aßen zusammen mit ihnen alle drei Mahlzeiten und kochten auch zusammen das Mittagsessen. Morgens gab es, den für sie typischen Toast mit Erdnussbutter, wobei dann mittags groß aufgetischt wurde. Es wurden verschiedene Salate und Gemüsesorten gemacht, die von Reis und Fleisch begleitet wurden. Nachdem wir dann auch abends zusammen mit den Kindern gegessen hatten, gab es noch einen Tanzabend, bei dem sie deutlich mehr Talent als wir beide an den Tag legten. Die Menschen lernen hier wohl schon als Embryo sich richtig zu bewegen und so sahen selbst unsere Kleinsten sehr geübt aus. Trotz dem, das wir beim Weihnachten der Kinder dabei waren, kam bei uns beiden keine wirkliche Weihnachtsstimmung auf. Vermutlich war es dafür zu warm, zu anders und insgesamt einfach zu unweihnachtlich. Weihnachten bedeutet dann doch irgendwie Kälte, Kerzen, Tee, Decke, Gemütlichkeit, Plätzchen und Familie. Da wir auch beide unsere Weihnachtspost (immer) noch nicht bekommen haben, fehlt auch noch ein Teil, der das Ganze evtl. etwas abgerundet hätte.

Silvester sah für uns dieses Jahr dann ganz anders aus. Wir wurden von zwei weiteren Freiwilligen eingeladen bei ihnen in ihrer Lodge zu feiern. Dort kamen einige Leute, hauptsächlich aus Lesotho und Südafrika, zusammen, um in schöner Atmosphäre ins neue Jahr zu starten. Wir gabelten dann also auf dem Weg noch einen weiteren Freiwilligen auf und nachdem wir bei den Vorbereitungen für den abendlichen Kartoffelsalat und Apfelstrudel geholfen hatten, wurde erstmal eine Pause am Pool der Lodge gemacht. Wie oft hat man denn auch die Möglichkeit dazu?

Der Silvesterabend verlief im Großen und Ganzen ziemlich schön. Und nachdem unsere „Mädchen“-Seite auch noch gegen die „Jungs“-Seite beim importierten und unumgänglichen Flunkyball besiegt hatte, stand auch der guten Laune nichts mehr im Wege. Bis wir Freiwilligen schließlich als letztes gingen, wurde viel geredet, gelacht und noch mehr (am Lagerfeuer) getanzt. Auch beim sehr chaotisch angekündigten Countdown, der aus 20 min, 15 min, 5 min und dann überraschend aus 4,3,2,1 bestand, waren alle sehr motiviert dabei und vielen sich glücklich in die Arme. Unser Jahr hätte auch am nächsten Tag nicht besser starten können, wir wurden von ein paar Leuten mitgenommen und fuhren so erstmal eine Weile auf der Ladefläche eines Pickups in ein ganz anderes, grünes und wunderschönes, fast märchenhaftes, Lesotho. Anschließend konnten wir dann nach einer Mountainbiketour in einem einzigartigen, unbeschreiblichen Wasserfall baden und dadurch einen weiteren „erlebe-ich-das-gerade-wirklich?“-Moment erleben.

Wie Silvester also traditionell gefeiert wird, kann ich nicht wirklich sagen. Soweit ich es mitbekommen habe gibt es teilweise auch recht große Partys, dennoch wird es allgemein nicht als so wichtig angesehen, wie in westlicheren Ländern.

Wie läuft der Unterricht?

Ich musste meinen Deutschunterricht leider seit Oktober pausieren, zu dieser Zeit hatte bei den „Highschools“ die Examenphase angefangen sodass sie sich aufs Lernen konzentrieren mussten. Der Plan ist, den Unterricht jetzt, wenn die Schule nach den Sommerferien wieder anfängt, erneut aufzunehmen. In wie fern dies möglich ist, muss noch abgeklärt werden. Zusätzlich haben wir vor, in der Highschool, richtigen Unterricht für alle anzubieten, um so auch noch mehr potentielle Schüler erreichen zu können.

Bist du eigentlich noch Vegan?

Nein, ich bin wieder auf „Vegetarisch“ umgestiegen. Ich habe mir vorher einige Gedanken darüber gemacht und schon in dem Moment, als ich mich auf ein Freiwilliges Jahr im Ausland beworben habe, gewusst, dass ich für diese Zeit nicht auf mein Vegan-Sein bestehen werde. Hier wäre es vielleicht sogar nicht mal ein riesiges Problem, da wir uns selbst versorgen und es sowieso nicht viele Milchprodukte oder Ähnliches gibt, dennoch erleichtert der Umstieg den Alltag deutlich. Anfangs konnte ich mich noch nicht wirklich dazu überwinden wieder Tierprodukte zu essen und habe diese „nur“ in Keksen zu mir genommen. Mittlerweile bin ich auch immer wieder Mal bei Eiern, Käseähnlichem und Joghurt dabei. Wenn man allgemein schon so wenig Auswahl hat, erleichtert es die Vielfältigkeit der Ernährung, wenn man dann auch noch eine Handvoll weitere Produkte „akzeptiert“. Auch wenn wir mal auswärts essen, können wir meist ziemlich froh sein, wenn auf der Karte etwas Vegetarisches steht und wir nicht erst erklären müssen. Ich denke mal, dass jeder meine Entscheidung nachvollziehen kann.

Bezüglich „Essen in Lesotho“ plane ich momentan aber schon einen eigenen Blogeintrag, in dem ich dann noch etwas mehr berichten werde. Seid gespannt;)

Wie läuft es denn mit Emma?

Schwere Frage^^ Nein, also wir beide hatten schon ziemliches Glück uns gegenseitig zu erwischen. Wir sind so gleiche Gegensätze, dass unsere unterschiedliche Ähnlichkeit unbeschreibbar ist. Wie vermutlich in jeder Gruppierung, gehen wir uns zeitweise wahnsinnig auf die Nerven und sind dann wieder ein Herz und eine Seele. Insgesamt bin ich ziemlich froh, genau sie hier zu haben; könnte sie mich in einigen Punkten nicht so gut verstehen wie sie es tut und wäre sie allgemein nicht hier, wäre es oft noch deutlich schwerer. Ich hätte nicht gedacht, dass man nach 3 gemeinsamen Monaten so sehr zusammenwachsen kann.

Warum schreibst du eigentlich den Blog?

Ich habe mir darüber tatsächlich auch schon Gedanken gemacht und kann es nicht 100% verständlich erklären. Nun, ich denke auf gewisse Weise gehört es für mich einfach dazu. Das hier ist etwas, das ich in 2,5,10 oder 50 Jahren nochmal anschauen kann und das Jahr so nochmal nachleben kann. Allerdings habe ich ja auch noch meine Tagebücher, die ich mittlerweile wirklich sehr konsequent führe. Diese könnten mir schließlich auch einen deutlich besseren Einblick geben. Nur um es später zu lesen ist es also nicht, ich schreibe ja auch immer nur über ein paar gute, kleine Erfahrungen und weniger über die Dinge die dann Mal nicht so toll laufen.

Dann schreibe ich es vielleicht für euch? Ja, irgendwie schon auch. Ich sehe es als meine Aufgabe meiner Familie, meinen Freunden, meinen Spendern und allen anderen Lesern einfach ein bisschen Lesotho mit in den Alltag zu mischen. Ich will euch Berichten, was hier so passiert, was ein Jahr hier mit einem machen kann und was es eben direkt mit mir macht. Allerdings kann das ja auch nicht ganz stimmen, immerhin schreibe ich ja tatsächlich hauptsächlich von der Sonnenseite dieses Jahres. Ich kann mir gut vorstellen, auch irgendwann mal einen Post über negativere Erfahrungen oder schwere Zeiten zu machen, dies wird allerdings vermutlich noch eine Weile gehen und wie ausführlich dies sein wird, weiß ich auch noch nicht.

Ich weiß es also irgendwie nicht so genau. Es macht Spaß zu schreiben, zu Berichten und noch mehr Spaß macht es dann am Ende den Bericht online zu sehen. Ich mache es also vielleicht einfach nur um zu schreiben, zu berichten und um zu wissen, dass ich und ihr es immer lesen kann und könnt.

Auch jetzt bin ich wieder nicht wirklich fertig mit schreiben, es fehlt überall einfach schon so viel. Allerdings bin ich nun schon fast auf dem Ende der vierten Word-Seite was mein Längen-Rekord auf ein Neues knackt.

Zuletzt wünsche ich nun noch ein wunderschönes neues Jahr, ich hoffe ihr seid alle gut gestartet und erreicht dieses Jahr noch so viel mehr als ihr euch vorgenommen habt!

Falls jemand seine/ihre Frage wiedererkennt kann er/sie sich gerne geehrt fühlen, ich denke Mal es war für alle okay dass ich die Fragen übernehme.

Alles Liebe und bis bald

Eure Selina


 
 
 

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