Leben in Maseru
- selinameetslesotho
- 1. Mai 2018
- 4 Min. Lesezeit
Wir wohnen nun schon zwei Monaten in Maseru und sind in den Projekten, in der Wohnung und in der Stadt angekommen.
Bei der “Disabled and HIV/AIDS Organisation Lesotho” haben wir vor ein paar Tagen einen neuen Spendenantrag abgeschickt, zusätzlich wurde uns vor zwei Wochen eine weitere finanzielle Projektunterstützung /Zusammenarbeit genehmigt. Dies heißt nun also, dass wir nächste Woche einen weiteren Workshop zur Ausbildung von Freiwilligen Mitarbeitern durchführen können. Insgesamt besteht unsere Arbeit dort sehr viel aus Workshops, wir hatten letzte Woche unseren dritten seit zwei Monaten. Dieser war auch zum Großteil auf Englisch, sodass wir die Vorträge über „Entrepreneurship, Marketing“ und „Financial Marketing“ verstehen konnten.
An unseren Wochenenden sind wir momentan eigentlich immer unterwegs. Kurz nach meinem letzten Beitrag gab es in Maseru zwei Märkte, die wir besuchten. Zum einen den „Nala Market“, bei dem viele kleine Stände Handarbeiten und Kleinigkeiten verkaufen. Eine der Organisatorinnen ist Teil der “Master of Healing Foundation”, bei der wir einmal die Woche arbeiten, dadurch sind meist einige Leute da, die wir kennen, was den Markt immer sehr gemütlich macht. Der andere Markt war leider nicht sehr spektakulär, es war mehr wie eine Park Party die schon früh am Nachmittag angefangen hat. Wir blieben dort ein wenig, so dass sich das Eintrittsgeld ein wenig lohnte, gingen dann aber auch wieder nach Hause und machten uns einen gemütlichen Abend^^
An einem Samstag waren wir wieder in Motsekuoa im Waisenhaus und haben die Kinder besucht. Es war kurz nach Ostern, weshalb wir ein paar Kekse mitbrachten und eine kleine Ostereiersuche veranstalteten. Da das Team des Waisenhauses ein Fußballspiel hatte, haben wir sie dabei beobachtet und anschließend noch mit den Kleineren ein bisschen Karten gespielt. Am Tag darauf ging es für uns mit zwei Freunden nach Thaba-Bosio wo wir ein bisschen gewandert sind und die Aussicht genossen haben.
Trotzdem, dass wir in letzter Zeit so viel unterwegs sind, gibt es noch so viel, das wir nicht kennen und nicht gesehen haben. Die Zeit, in der ich gesagt habe “Ich hab ja noch ein ganzes Jahr hier” ist mittlerweile ja auch schon vorbei, ich habe hier noch etwas mehr als drei Monate. Ich bin mir sicher, dass diese Zeit sehr schnell vergehen wird, gestern war schließlich noch Silvester! ;)
Wenn ich zurückdenke, scheint mir Deutschland unheimlich fern und unrealistisch. Nach einiger Zeit hier gewöhnt man sich dann doch an die Andersartigkeit, zumindest teilweise. Es gibt nach wie vor noch unglaublich viele Dinge, die ich am liebsten austauschen würde. Es hat nichts damit zu tun, dass ich die Basotho Kultur nicht schätze oder mag, es gibt nur einfach ein paar Dinge mit denen ich nie warm werde.
Punkt Numero eins: Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Diese Werte haben hier eine andere Bedeutung. Es hat zwar etwas Besonderes, wenn die Leute ihre Mitmenschen und den sozialen Aspekt über alles andere Stellen, trotzdem naja, ist es nicht meine Art. Ich bin in der deutschen, pünktlichen, korrekten und genauen Gesellschaft aufgewachsen und würde auch behaupten, dass dies definitiv ein fester Teil von mir ist. Meistens kommt man auch ohne Probleme mit der Art hier klar, es gibt nur immer mal Tage an denen diese Eigenschafften zu viel sind. Dies trifft ja aber schließlich auch auf die deutsche Pünktlichkeit zu.
Ein weiterer Punkt, der mich momentan wieder ziemlich zum “Du kannst sie nicht alle Töten”-Denken bringt, ist die Aufmerksamkeit die man bekommt. Ich bin jetzt schon 8 Monate in Lesotho und zwei Monate in Maseru, ich habe mich an die Menschen und Umgangsweisen hier gewöhnt. Eine Logische Schlussfolgerung wäre doch theoretisch, dass sich die Menschen hier auch ein wenig an einen gewöhnen, oder? In bestimmten Umkreisen stimmt das auch, immer mal sind wir normal für die Leute. Doch trotzdem gehört es zu jedem Aufenthalt außerhalb unserer Wohnung dazu, dass wir mindestens einmal “Lekhoa!” hinterhergeschrien bekommen. Dies bedeutet so viel wie ‘Weiße Person”, soweit ich weiß ist es auch einfach nur beschreibend gemeint, aber trotzdem ist es wohl mittlerweile eins unserer meistgehassten Wörter. Auch heute auf dem Weg zum Internet-Café habe ich mich komplett mit Musik zugestöpselt und in den schlimmsten Passagen die Kapuze meiner Jacke angezogen, sodass man nur von direkt vorne erkennen kann, dass ich weiss bin. Die Menschen hier sehen die Andersartigkeit und werden neugierig, das kann ich ihnen auch nicht wirklich übelnehmen, trotzdem wäre es schöner und angenehmer, wenn wir uns alle einfach als gleich ansehen und Punkt. Schließlich ist es nicht nur das Anderssein, sondern auch die Annahme, dass wir Geld haben. Im Vergleich zu vielen Menschen hier stimmt das zwar auch, selbst mit unserem kleinen Freiwilligen Taschengeld, trotzdem ist diese Annahme immer wieder nervtötend. Nur wegen meiner Hautfarbe bin ich anders, reicher? Kämpfen wir nicht gerade alle gegen Rassismus und für eine einheitliche Menschheit?
Ein vielleicht ja interessanter Punkt ist, dass es zur Basotho Kultur gehört, dass man viel grüßt und auch meist noch fragt wie es der anderen Person geht. Diese Sätze gehören also wahrscheinlich zu dem meist Gesagten in Lesotho. Für uns gilt dasselbe wobei wir definitiv noch einige hinzufügen können. Wenn wir also durch die Staße gehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass wir einen oder mehrere Phrasen hiervon verwenden:
I’m fine and you?
No (I don’t want to buy it, I don’t need a taxi)
I will walk
I’m not American
I’m from Germany
I’m Selina or Relebohile; yes I have a Seotho name
I work at the Disabled and HIV/AIDS Organization Lesotho over there; it’s very small; at the women’s council area; do you know the vocational school? Yeah, there
No Special (in the Taxi)
Tatsächlich hatte ich neulich noch deutlich mehr im Kopf, wenn man sowas aber dann wirklich aufschreiben will, ist es ja immer weg…
So, für heute war‘s das dann auch erstmal wieder von mir. Ich werde versuchen bald wieder zu kommen und wieder etwas von mir hören zu lassen. Leider wurde mir das Blogschreiben etwas erschwert, weil ich ab jetzt immer in ein Internetcafé muss, nicht nur zum Hochladen, sondern auch zum Schreiben. Durch die lauten Hintergrundgeräusche, die Öffnungszeiten und den Druck “jetzt sofort etwas zu schreiben”, ist das leider etwas schwerer…
Trotzdem freue ich mich eigentlich auch wieder darauf bald etwas mehr zu berichten und mir wieder mehr Mühe zu geben.
Alles Liebe und bis bald
Selina


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