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Endlinie

Hier bin ich nun mal wieder, dies wird allerdings auch der letzte Eintrag aus Lesotho sein. Wie versprochen kommt auch noch ein Bericht über den Urlaub, ich werde diesen aber nachschieben und vermutlich erst veröffentlichen wenn ich wieder in Deutschland bin.

Nun also back into den ursprünglichen Eintrag… „back into“ da ist schon der erste Punkt den ich ansprechen wollte, ungefähr so drücke ich mich in jedem Satz aus. Eine deutsche Basis mit englischem Wort, Grammatik oder Redewendung; wer hätte jemals gedacht, dass ich jemals so englisch-verbunden werde? Ich jedenfalls nicht! Dennoch ist es so, dass ich hier ziemlich kreuz und quer spreche, zumindest mit Emma die beide Sprachen versteht^^


Nun, also dies wird ein Zurückblick, eine Zusammenfassung und ein Gedankenschweifen über das vergangene Jahr. Ich habe nun schon mehr als 11 Monate hier und noch ungefähr 2 Wochen übrig, es ist so unreal zu wissen, dass ich bald wieder nach Deutschland fliege. Anfangs war ich fasziniert und beeindruckt von der Kultur und den Menschen hier, ich wollte (kennen)lernen, mitarbeiten und Freunde finden. Meine Vorstellungen gegenüber diesem Jahr waren so anders; so, ich würde fast sagen, naiv. Ich bin mit der Vorstellung gekommen ein Jahr im Andrew Blais Waienhaus zu verbringen, dort zusammen mit den Kindern zu leben und viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Ich dachte ich werde „etwas Gutes tun“, das Leben für mein Umfeld ein wenig verbessern, selbst zu einem guten Menschen werden und insgeheim habe ich vermutlich gedacht „den armen kleinen Kindern in Afrika“ zu helfen. Für mich schien es wie ein lange ersehntes „Weg“ aus alten Strukturen, Umgebungen und ein „Ich selbst sein“ und fliegen lernen.

Doch, nein. So war es nicht.

Ich habe 6 Monate in Motsekuoa im Waisenhaus verbracht, dies war dennoch eine riesige Herausforderung. Ich hatte mit unglaublich vielen Situationen, Umständen, kurz gesagt: Problemen zu kämpfen. Im Waisenhaus lief es nicht wie ich es mir vorgestellt hatte, die Kommunikation zu meinen Kollegen und Mitarbeitern war schwer, der Kontakt zu den Kindern kompliziert und der Sinn dort zu sein fraglich.

Dann der Entschluss ein neues Projekt zu suchen, die Suche an sich, der Umzug und Eingewöhnung, Tiefs und schließlich Hochs.

Hier bin ich also nun, am Ende meiner Zeit hier und gefühlt auch erst am Anfang. Ich frage mich so oft, warum wir erst jetzt am Ende in unsere Freundesgruppe gefunden haben, warum ich mich erst jetzt wirklich hier fühle. Ich sage schon lange „Zuhause“ zu Lesotho, anfangs aber eigentlich auch nur, weil ich mir gewünscht habe, hier ein Zuhause zu finden. Jetzt bin ich hier Zuhause. Ich weiß nicht wie es wird wenn ich nach Deutschland komme, glaub mir, ich denke wahnsinnig viel darüber nach! Es stellen sich mir gerade Zukunftsfragen bezüglich „wie geht es jetzt weiter“ aber auch kleine Unsicherheiten „wie es wird wenn ich euch wieder treffe“, „was will ich alles wieder sehen“, „kann ich in meinem Bett in Deutschland schlafen oder werde ich mich nach meinem Bett in Maseru sehnen“… So vieles das in meinem Kopf herumgeistert, ich habe keine Ahnung wie ich alles beantworten soll. Daher nutze ich mehr oder weniger dieselbe Technik wie vor meinem Flug nach Lesotho: Verdrängen dass mein Flugtermin bald da ist und irgendwie alles noch so oft wie möglich zu machen ohne immer an einen baldigen Abschied zu denken.

Wenn mich jetzt jemand fragt wie es ist bald zu fliegen kann ich immer nur sagen: unreal! Nein, ich glaube nicht, dass ich bald in ein Flugzeug steige und nach 11 Stunden in einer anderen Welt wieder aussteige.


Ich denke auch viel darüber nach was dieses Jahr wohl mit mir gemacht hat. Ich habe über viele Dinge einen neue Meinung gebildet, neues gelernt, viele Dinge zum ersten Mal gemacht; einfach viele Erfahrungen gesammelt.

Auch über Freiwilligenarbeit an sich habe ich viel Nachgedacht. Ich habe mich zwar selbst auch informiert und wir haben auch beim Vorbereitungsseminar den Teil weltwärtskritik gehabt, dennoch habe ich es vermutlich alles nie so ernst genommen. In meinem Kopf war immer ein „Ja, aber…“ Nun, so groß ist mein „aber“ nicht mehr. Da dies ein ziemlich heikles Thema ist, werde ich es hier (erstmal) nicht groß ausführen. Doch was ich sagen kann ist, dass ich Freiwilligenarbeit in dem Rahmen in dem ich es hier tue sehr anzweifele. Der Freiwilligendienst gibt uns selbst unglaublich viel, wir tragen zum Kulturellenaustausch und zum erweitern des Horizonts unseres Umfelds mit aber ob wir wirklich „helfen, ändern, arbeiten, weiter bringen oder eben volunteeren“ ist sehr fraglich…

Ich hoffe, dass ich darüber noch einige Gespräche haben kann um meine Erfahrungen, Gedanken und Ansichten mit euch auszutauschen und so auch noch verschiedene Standpunkte zu erfahren. Solltest du ein angehender Freiwilliger sein und fragen zum Weltwärtsfreiwilligendienst haben, würde ich mich sehr freuen meine Erfahrungen mit dir austauschen zu können, schreibe mich einfach an;)


What else was in my head when I thought about this article??

Meine Veränderung. Ich bin sehr gespannt ob ihr sagen werdet, dass ich mich verändert habe. Ich bin sicher, dass ich es getan habe, ich weiß nur nicht ob ich es auch wirklich zeige.^^ Und umgedreht dasselbe, habt ihr euch vielleicht verändert? Für mich wird Deutschland auf jeden Fall nicht mehr dasselbe sein wie vor meinem Jahr hier. Was ich auf jeden Fall bekommen habe ist eine neue Weltansicht, ich achte auf andere Dinge und denke allgemein anders als noch vor einem Jahr. Ich würde sagen, dass ich die naive Schülerin auf jeden Fall zu einem guten Stückchen losgeworden bin;)

Bin ich noch dieselbe? Sicher, nur nicht mehr nur Selina sondern vermutlich mit ein paar weiteren Identitäten. Schließlich reagiere ich hier auch schon auf so viele verschiedene Namen. „Selina, Sel, Seli (mein Chef nennt mich so), Emma (viele können uns nicht auseinander halten), Relebohile, Lebo, Rele. Ein paar Leute haben mir auch noch andere Namen gegeben, allerdings habe ich diese dann auch sehr schnell wieder vergessen. Dass man hier als „Ausländer“ Namen wieder schnell vergisst ist ziemlich normal, ich könnte ihn wahrscheinlich meist noch nicht mal direkt nach dem Hören wiederholen. Die Namen sind teilweise unglaublich lang oder kompliziert, ich hoffe einfach jedes Mal, dass ich den Namen einfach nie brauchen werde^^


Genau, also dies war vermutlich der Chaotischste Blogeintrag den ich jemals veröffentlicht habe. Es ist weder geordnet, noch in einem guten Stil oder Grammatik geschrieben. Verzeiht mir falls ihr etwas nicht versteht weil ich mich zu seltsam ausgedrückt habe, es wird nicht all zu wichtig sein^^

Ich werde hier jetzt vermutlich noch weiterhin ignorieren, dass ich bald fliege bis zu dem Punkt an dem ich dann wirklich packen muss. Ich hoffe ihr habt gerade eine gute Zeit und könnt den Sommer genießen. Wir sind hier quasi seit 2 Monaten am durchfrieren, die Temperaturen gehen hier zwar vielleicht nicht ganz so weit runter wie teilweise in Deutschland, allerdings gibt es auch keine Isolation. Wir haben also eine Wohnung die eher einem Kühlschrank gleicht und einen winzigen Heizer der dagegen auch nur wenig hilft. Unsere Abende sehen momentan oft so aus, dass wir beide unter einer Decke direkt vor dem Heizer sitzen und uns beschweren dass es so kalt ist…


Ich hoffe, dass dann in Deutschland die Zeit habe noch einen Artikel über den Urlaub und auch einen über meine Abschiedsphase hier zu schreiben, ich gebe mein bestes;)

Und bis dahin wünsche ich euch dann eine wunderschöne Zeit, genießt den Moment, schätzt was ich habt und denkt nicht über das nach was fehlen könnte.


In Love

Selina


morning vibes



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